Frühjahrskonzert 2015
Zeitungsartikel
Stadtkapelle Bruchsal meistert souverän höchste musikalische Klippen
Frühjahrskonzert zeigte einmal mehr die Bandbreite Sinfonischer Blasmusik
Das Wort Blaskapelle ist im Zusammenhang mit der Stadtkapelle Bruchsal zu einfach gedeutet. Sinfonisches Blasorchester – terminologisch große Kapellenbesetzung mit nicht immer gebräuchlichen Instrumenten – wäre eher angesagt. Mit dazugehörend noch eine Piccoloflöte, zwei Oboen, zwei Bassklarinetten, drei Waldhörnern und vier Fagotten kann Dirigent Thomas Biel auch schwierigste Literatur der Sinfonischen Blasmusik mit seinem Orchester einstudieren. Eindrucksvoll zeigte er und seine Stadtkapelle an diesem lauen Sonntagabend was in den vergangenen Wochen und Monaten musikalisch erarbeitet wurde. Dies alles fand Ausdruck in einem klug zusammengestellten Musikprogramm mit einem klanglich sauber und bestens aufeinander eingestimmten Orchester mit feiner Intonation – die Visitenkarte eines guten Dirigenten.
Das Publikum im gut besuchten Bürgerzentrum Bruchsal wurde von Bruno Wallisch in gewohnt souverän moderierender Art durch ein abwechslungsreiches Programm geführt.
Beginnend mit der „Akademischen Festouvertüre in C-Moll op. 80“ von Johannes Brahms, einem der bedeutendsten Komponisten der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, verarbeitet die Ouvertüre kontrapunktisch Zitate verschiedener Studentenlieder, zum Beispiel als Finale Maestoso „Gaudeamus igitur“ (lateinisch für ‚Lasst uns also fröhlich sein! ‘) das berühmteste traditionelle Studentenlied der Welt. Hier zeigten Flöten und Klarinetten mit Präzision und Temperament die Fülle ihrer reichhaltigen Klangkultur.
Bei der Peer-Gynt Suite No. 1 des norwegischen Komponisten Edvard Grieg mit den Sätzen: Morgenstimmung, Ases Tod, Anitras Tanz und In der Halle des Bergkönigs gab es Gänsehautmomente pur, als in den langsamen und leisen Partien Thomas Biel in ruhiger und fast meditativer Art und Weise das Orchester zu fein nuancierten Klangbildern führte. Nicht zu vergessen dabei sind die punktgenau gesetzten Akzente im tiefen Blech mit Tenorhorn, Posaune und Tuba.
Richard Addinsells wohl bekanntestes Werk „Warschauer Konzert“, geschrieben 1941 für den britischen Film „Dangerous Moonlight“, gilt sicherlich als einer der ersten Hits der Filmmusikgeschichte. Dafür konnte die Stadtkapelle Bruchsal den exzellenten Pianisten Andreas Kehlenbeck verpflichten, der seine musikalische Laufbahn an der Musik- und Kunstschule Bruchsal als Schüler von Leonid Schick begann. Nach Studiengängen in Freiburg und Salzburg spielt er inzwischen Konzerte im europäischen Ausland u. a. in Österreich, Spanien, Italien und Russland. Virtuos und mit einem unbändigen Gefühl für Dramatik und zugleich Zartheit der Melodien begeisterte er das Publikum mit der reichhaltigen Klangfülle dieses Meisterwerkes.
Mit dem „Slawischen Tanz No. 8“ von Antonin Dvorak, einem schnellen böhmischen Volkstanz, genannt „Furiant“ - charakteristisch ist ein wiederholter Taktwechsel zwischen 2/4- und 3/4-Takt – wurde das Publikum in die Pause verabschiedet.
Der erste Vorstand und Dirigent der City Youth Band Rainer Rücker begeisterte mit seinen jungen Musizierenden mit Liedern wie „I get around“ von den Beach Boys, „Circle of Life“ aus dem Disneyfilm „König der Löwen“ und dem Swingklassiker „It don´t mean a thing“ von Duke Ellington, das gleichzeitig auch die Überleitung zum zweiten Teil des Abends war mit Stücken aus der Welt des Musicals, des Jazz und der Weltmusik.
„El Camino Real“ des Komponisten Alfred Reed basiert auf einer Reihe von Akkorden, wie sie bei Flamenco-Gitarristen üblich ist wobei dem ersten Teil eine Tanzform zugrundeliegt, die als »Jota« bekannt ist, während der zweite Teil, als Kontrast dazu vom »Fandango« herrührt. Diese Abfolge zusammen mit den Folkmelodien ergibt einen riesigen Klangkörper dem das Orchester mit Bravour in allen klanglichen Bereichen gerecht wurde.
„My Fair Lady“ entführte die Zuhörer in die Welt des Musicals. Für den Titelsong der Filmversion erhielten der Komponist Frederick Loewe und der Lyriker Alan Jay Lerner einen Oscar.
Aus dem Musical „Girl Crazy“ von George und Ira Gershwin folgte der sich inzwischen zum Jazzstandard entwickelte Titel „I Got Rhythm“ bei dem die Holzbläserabteilung, allen voran das Saxofonregister, dem Konzert sein unverwechselbares jazziges Soundvolumen präsentierte.
Die hervorragende Arbeit der Perkussionsabteilung und der immer noch höchst agile 84-jährige Armin Brunner waren an diesem Abend die tragende Säule bei dem Stück „Tico Tico“ des brasilianischen Komponisten Zequinha de Abreu da das ziemlich hohe Tempo, das auf 16teln beruht und die sambatypische Phrasierung, bei der diese 16tel nicht gleichmäßig, sondern mit einem gewissen Akzent gespielt werden, für jeden Musiker und jede Musikerin eine Herausforderung darstellt.
Langanhaltender Applaus war der Lohn für das begeisternde Konzert und mit den vom Publikum geforderten Zugaben „Walzer No 2“ von Dimitri Schostakowitsch und dem „Florentiner Marsch“ von J. Fucik, bei dem die Trompeten mit Präzision und nuanciertem Spiel glänzten, verabschiedete sich die Stadtkapelle nach nochmaliger Zugabe unter Zuhilfenahme der City Youth Band mit dem Stück „Final Countdown“ der Gruppe Europe.